Standard "Pneumonieprophylaxe: V-A-T-I-Lagerungen"
DieV-A-T-I-Lagerungen sind dank einer langen Liste nützlicher Wirkungendas Allzweckwerkzeug in der Pneumonieprophylaxe. Leider ist dieAufzählung der Kontraindikationen nicht wesentlich kürzer. UnserStandard fasst die Durchführung, die Wirkungsweisen und die Risikenzusammen.
Standard "Pneumonieprophylaxe: V-A-T-I-Lagerungen" Definition: Grundsätze: Ziele: Vorbereitung: Hinweise
- Die Lagerungszeiten sind in diesem Standard mit10 bis 20 Minuten relativ kurz angegeben. In der Fachliteratur werdenoft auch Lagerungszeiten von 30 Minuten empfohlen. Aufgrund derDruckbelastung sollte eine halbe Stunde die absolute Obergrenze bleiben.
- Die V-A-T-I-Lagerungen können für den Bewohnernach kurzer Zeit unangenehm werden. Daher ist es wichtig, dass diePflegekräfte den Bewohner in kurzen Abständen nach dem Befinden fragenund ggf. umlagern. In keinem Fall darf ein hilfloser und immobilerBewohner über längere Zeit in diesen Lagerungspositionen alleingelassen werden.
- Wenn die Lagerungen erstmals durchgeführtwerden, ist es sinnvoll, einige Minuten beim Bewohner zu bleiben. DerBewusstseinszustand und vor allem die Atmung sollten überwacht werden.Wenn sich der Bewohner unwohl fühlt, werden die Kissen wieder entfernt.
- Beim Falten der Kissen ist darauf zu achten, dass sich die Knöpfe innen befinden und nicht auf der Haut des Bewohners aufliegen.
Material
- Notwendig sind zwei Federkissen. Wir achten darauf, dass die Kissen nicht zu prall gefüllt sind.
- Mit einem kleineren Kissen kann zusätzlich derKopf unterstützt werden, falls der Bewohner dieses wünscht. DiesesKopfkissen sollte vergleichsweise gut gefüllt sein.
Planung
- Wir ermitteln per Braden-Skala die individuelleDekubitus-Gefährdung. Ist das Risiko erhöht, sind verschiedeneV-A-T-I-Lagerungstechniken nicht möglich.
- Bei allen V-A-T-I-Lagerungen können die Kniemit einem unterlegten Kissen unterstützt werden, falls der Bewohnerdieses wünscht. Die Beugung sollte rund 15° erreichen.
- Es ist wichtig, auf die Druckbelastung an den Fersen zu achten und ggf. geeignete Lagerungstechniken anzuwenden.
- Für den Bewohner wird ein Lagerungs- undBewegungsplan erstellt. Dieser richtet sich nach den individuellenBedürfnissen des Bewohners und dem Tagesablauf.
- Der Bewohner wird über den Sinn der Lagerungen informiert und um Kooperation gebeten.
- Die Klingel wird in Reichweite des Bewohnersabgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindelumgehend eine Pflegekraft zu rufen.
Durchführung:
V-Lagerung
Indikation:
- Mittels V-Lagerung lässt sich die Belüftung derseitlichen Thoraxbereiche intensivieren. Der seitliche Brustkorb wirddazu gedehnt.
- Auch die unteren Lungenbezirke werden durch Dehnung belüftet.
- Diese Lagerung kann sowohl im Liegen als auch in einer mäßigen Oberkörperhochlage durchgeführt werden.
- Die Lagerung kann mehrmals täglich für jeweils 10 bis 20 Minuten durchgeführt werden.
Warnungen / Kontraindikationen
- Durch die V-Lagerung wird der Druck imKreuzbeinbereich verstärkt. Sie darf daher nicht bei Senioren mit hohemDekubitus-Risiko angewandt werden.
Durchführung
- Der Bewohner sitzt auf der Matratze mit dem Gesicht zum Fußende. Hinter ihm werden die Kissen platziert.
- Die Kissen werden zu Schiffchen gefaltet.
- Zwei Kissen bilden ein V, das zum Fußendezeigt. Die Spitze des V befindet sich direkt unter demKreuzbeinbereich. Die beiden Schenkel des V ziehen sich zur rechten undzur linken Schulter.
- Der Kopf wird ggf. mit einem zusätzlichen Kopfkissen unterstützt.
A-Lagerung
Indikation
- Mit der A-Lagerung können gezielt dieLungenspitzen intensiver belüftet werden. Dazu werden die Flankenunterstützt und die oberen Lungenbereiche gedehnt.
- Die A-Lagerung kann als Hohllagerung auch imRahmen der Dekubitusprophylaxe eingesetzt werden. Mit dieser Technikkann eine weitgehende Druckentlastung im Sakralbereich erzielt werden.Sie ist daher für alle Bewohner sinnvoll, die in diesem HautbereichHautrötungen, Verletzungen oder bereits Druckgeschwüre haben.
- Sinnvoll ist die A-Lagerung zudem nach Operationen im Thoraxbereich, wenn eine Wunde vor Druck geschützt werden soll.
- Diese Lagerung kann sowohl im Liegen als auch in einer mäßigen Oberkörperhochlage durchgeführt werden.
- Die Lagerung kann mehrmals täglich für jeweils 10 bis 20 Minuten durchgeführt werden.
- Diese Lagerung wird von den meisten Senioren als sehr angenehm empfunden.
Warnungen / Kontraindikationen
- Die A-Lagerung kann bei kleinen Bewohnern mitschmalem Körperbau ungewollt zu einer Hohlkreuzlagerung führen. Ggf.sollte daher die I-Lagerung bevorzugt werden.
- Bei Hemiplegie-Patienten ist diese Lagerung kontraindiziert, da die nach hinten fallenden Schultern eine Spastik fördern können.
Durchführung
- Der Bewohner sitzt auf der Matratze mit dem Gesicht zum Fußende. Hinter ihm werden die Kissen platziert.
- Die Kissen werden zu Schiffchen gefaltet. Die Öffnungen zeigen nach außen. Wir fördern damit Mikrobewegungen.
- Die beiden schmalen Kissen werden sonebeneinander platziert, dass sich die beiden Spitzen überlappen. Siebilden die beiden Schenkel eines "A".
- Der Bewohner wird nun so gelagert, dass seineSchulterblätter direkt auf der Spitze des "A" liegen. Die Wirbelsäuleliegt ab der Höhe des 4. Halswirbels frei.
- Die Arme werden auf den Kissen abgelegt. (Diese Position ist auch als "Pascha-Sitz" bekannt.)
- Ein zusätzliches Kopfkissen unterstützt den Kopf des Bewohners.
- Diese Lagerung kann alternativ auch mit einer gerollten Decke oder einer sog. "Lagerungsschlange" durchgeführt werden.
T-Lagerung
Indikation
- Mit der T-Lagerung lässt sich der Brustkorbdehnen. Abhängig von der Platzierung des Querkissens werden vor allemdie unteren, mittleren oder oberen Lungenabschnitte gedehnt und somitbelüftet.
- Die T-Lagerung wird nur dann im Rahmen derDekubitusbehandlung eingesetzt, wenn eine Druckfreiheit an denSchulterblattspitzen und am unteren Rippenrand erforderlich ist.
- Diese Lagerung kann sowohl im Liegen als auch in einer mäßigen Oberkörperhochlage durchgeführt werden.
- Die Lagerung kann mehrmals täglich für jeweils 10 bis 20 Minuten durchgeführt werden.
Warnungen / Kontraindikationen
- Durch die T-Lagerung wird der Druck imKreuzbeinbereich verstärkt. Sie darf daher nicht bei Senioren mit hohemDekubitus-Risiko angewandt werden.
Durchführung
- Der Bewohner sitzt auf der Matratze mit dem Gesicht zum Fußende. Hinter ihm werden die Kissen platziert.
- Zwei Kissen werden zu einem T geformt. DerQuerträger des T wird von einem Kissen gebildet, das sich von derrechten Schulter zu linken zieht. Der Längsbalken des T verläuftentlang der Wirbelsäule. Die Rippen liegen frei.
- Das Querkissen kann bei der Bedarf höher (in Richtung Kopfende) oder tiefer (in Richtung Fußende) geschoben werden.
- Ein zusätzliches Kopfkissen unterstützt ggf. den Kopf des Bewohners.
I-Lagerung
Indikation
- Die I-Lagerung führt zu einer mäßigen Dehnungdes gesamten Brustraumes. In Ihrer Funktion ähnelt sie der T-Lagerung,allerdings ist der Auflagedruck höher. Dieses liegt am weggelassenenQuerkissen. Die Schulter fallen daher noch weiter nach hinten.
- Sie wird hauptsächlich bei Bewohnern mit kleinem Körperbau als Alternative zur A-Lagerung genutzt.
- Diese Lagerung kann sowohl im Liegen als auch in einer mäßigen Oberkörperhochlage durchgeführt werden.
- Die Lagerung kann mehrmals täglich für jeweils 10 Minuten durchgeführt werden.
Warnungen / Kontraindikationen
- Durch die I-Lagerung wird der Druck imKreuzbeinbereich verstärkt. Sie darf daher nicht bei Senioren mit hohemDekubitus-Risiko angewandt werden.
- Die I-Lagerung wird von den meisten Seniorenals besonders unbequem beschrieben. Auch ist die Lagerung rechtinstabil. Sie sollte daher nur mit Augenmaß eingesetzt werden.
Durchführung
- Der Bewohner sitzt auf der Matratze mit dem Gesicht zum Fußende. Hinter ihm werden die Kissen platziert.
- Ein Kissen wird schiffchenförmig gefaltet. Eswird so abgelegt, dass sich die Wirbelsäule direkt darüber befindet,sobald sich der Bewohner zurücklegt.
- Ein zusätzliches Kopfkissen unterstützt ggf. den Kopf des Bewohners.
Nachbereitung:
- Die Lagerungen können für den Bewohner nachkurzer Zeit unangenehm werden. Daher ist es wichtig, dass diePflegekräfte den Bewohner in kurzen Abständen nach dem Befinden fragenund ggf. umlagern. In keinem Fall darf ein hilfloser und immobilerBewohner über längere Zeit in diesen Lagerungspositionen alleingelassen werden.
- Wenn die Lagerungen erstmals durchgeführtwerden, ist es sinnvoll, einige Minuten beim Bewohner zu bleiben. DerBewusstseinszustand und vor allem die Atmung sollten überwacht werden.Wenn sich der Bewohner unwohl fühlt, wird er wieder in die normaleRückenlage gebracht.
- Viele Senioren fühlen sich in diesen Lagerungenwie "festgenagelt", da in dieser Haltung keine Freizeitbeschäftigungoder soziale Interaktion möglich ist. Es ist daher darauf zu achten,dass sich der Bewohner während der Maßnahme nicht langweilt. DiePflegekraft stellt daher ggf. das Radio, den Fernseher o.Ä. an.
- Nach Abschluss der Drehdehnlagerung kann derBewohner sehr einfach in eine Seitenlagerung gebracht werden (sofernkeine Dekubitusgefährdung vorliegt!).
- Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
- Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
- Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
- Berichtsblatt
- ärztliches Verordnungsblatt
- Lagerungs- und Bewegungsplan
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
- Pflegefachkräfte